Landesjugendvergleichsfliegen auf dem Flugplatz Wahlstedt am 31.August

Vergleichsfliegen junger Segelflieger

In amerikanischen Filmen landet der Held sein Flugzeug auf einem Handtuch, öffnet sein Cockpit und lässt seine Tollkühnheit angemessen feiern.
In der Ausbildung zum Segelflugpiloten ist das aber nicht ganz so glamourös, denn es gilt für alle Flugbewegungen: „Sicherheit zuerst“. Dafür kann man schon mit 14 Jahren seine Ausbildung zum Piloten beginnen und mit dem Fluglehrer viele schöne Momente in der Luft erleben, seinen ersten Alleinflug absolvieren und immer mehr Gefühl für das Flugzeug entwickeln. Zum Ende der Flugsaison ist es Tradition, dass sich die jugendlichen Nachwuchspiloten des Landes Schleswig-Holstein zu einem sportlichen Vergleichsfliegen treffen und ihr Können messen.
Eingeladen hatte am vergangenen Wochenende der Luftsportverein Kreis Segeberg e.V. auf dem Flugplatz Wahlstedt. Gut 35 Jugendliche reisten als Piloten oder als Begleitmannschaft an und absolvierten am ersten Tag des Wettbewerbs mit erfahrenen Fluglehrern die sogenannten Einweisungsflüge, um sich mit dem Flugplatz vertraut zu machen. Am Sonnabend startete dann das eigentliche Vergleichsfliegen, bei dem jeder Pilot drei Starts und Landungen mit einem festgelegten Flugprogramm zu absolvieren hatte. Fünf Fluglehrer bildeten die Jury und erläuterten vor jedem Durchgang, welche Manöver zu fliegen seien. Dann nahmen sie am Rande der Startbahn Platz, um von dort aus die Präzision von allen vorgegebenen Flugfiguren sowie von Start und Landung zu bewerten. Rollübungen, wechselnde Kreisflüge und Schnellflüge simulierten Flugsituationen, die bei ausgedehnten Thermikflügen dazu beitragen, schnell an Höhe zu gewinnen und diese dann durch abgleiten in Strecke umzusetzen. Während der Start und die Flugfiguren recht routiniert durchgeführt wurden, blieb es bei den Landungen spannend. Auf der Landebahn waren fünf Felder von jeweils 10 Meter Länge markiert, in denen die Landung stattfinden musste. Ein Aufsetzen vor der ersten Markierung galt als „Außenlandung“ und brachte keine Punkte. Bei einer Anfluggeschwindigkeit von 80 bis 90 km/h kommt aber auch ein zunächst recht groß erscheinendes Landefeld dem Piloten sehr zügig entgegen und macht die Landung bei Seitenwind richtig fummelig. Zwar trafen beim ersten Durchgang alle Piloten eines der fünf möglichen Felder, aber erst im zweiten und dritten Durchgang entwickelten die Jugendlichen am Steuerknüppel immer mehr Feingefühl und setzten sanft im ersten oder zweiten Feld auf. Währenddessen notierten die Jurymitglieder alle gesammelten Punkte und konnten durchaus mit Stolz feststellen, dass alle Jugendlichen ihr Fluggerät sehr gut beherrschten. Egal ob es sich um einen neuen Hochleistungseinsitzer aus Kohlefaser handelte oder um einen wunderschönen Holz-Oldtimer, der in den 60er Jahren den damaligen Stand der Technik repräsentierte und damals auch als Hochleistungseinsitzer betrachtet wurde. Letztlich gelten die Gesetze der Aerodynamik für alle Piloten und deren Flugzeuge in gleicher Weise.
In den frühen Abendstunden waren dann alle Ergebnisse ausgewertet, und die Jury kürte Joris Harms aus Uetersen zum Sieger. Chistopher Gesse vom Luftsportverein Kreis Segeberg e.V. wurde Zweiter und Tom Achilles aus Pinneberg wurde Dritter. Alle drei werden in wenigen Wochen das Bundesland Schleswig-Holstein beim Vergleichsfliegen auf Bundesebene in Oppenheim vertreten.
Eine besondere Ehre war auch der Besuch des Vorsitzenden des Deutschen Aero Clubs, Claus Cordes, dem es ein großes Anliegen ist, den Pilotennachwuchs zu fördern. „Es ist toll zu sehen, mit welchem Gemeinschaftsgefühl und Know-How die Jugendlichen ihr Fluggerät beherrschen – der Weg zu den großen Airlinern ist dann nicht mehr weit“, so Cordes, der lange Zeit als Flugkapitän einen Airbus A380 gesteuert hatte.
Eine kleine, hollywoodreife Einlage gab es zum Abschluss auch noch, als ein Ultrleichtflugzeug einen tiefen Überflug machte und dabei seine Rauchanlage einschaltete, die mit medizinischem Weißöl eine schöne Rauchfahne hinter sich her zog.