Unser erstes Mal – Sibbi und Jack zum „Schnupperwettbewerb“ am ältesten Flugplatz der Welt
Seit vielen Jahren richtet der FSV Stölln Rhinow, mehr oder weniger jährlich, den sogenannten „CCCC“ (Cross Country Champions Cup) aus. Ursprünglich ins Leben gerufen, um den Streckenflug im Verein zu fördern, wurde er zu einem entspannten kleinen Wettbewerb für alle Interessierten, ob Neuling oder alter Hase. Ideale Bedingungen also für uns beide, um einen Blick in die, mehr oder minder „ernste“ Wettbewerbsfliegerei zu werfen.
Nachdem wir eine Woche vor Beginn des 9th CCCC schon beide Flugzeuge „verpackt“ und alles nötige Equipment zusammengesucht hatten, lockte die Wettervorhersage immer mehr mit einem sehr schönen Samstag. Aus der Schnapsidee „bei dem Wetter könnten wir auch hinfliegen“ wurde zunehmend Ernst und nach einem letzten prüfenden Blick in den Himmel, trauten wir uns, bauten Kestrel und Discus wieder zusammen und flogen los. Nächstes Ziel: Stölln!
Zwar war die „Flucht“ aus Schleswig-Holstein anspruchsvoll, aber danach wurden wir mit phantastischem Wetter belohnt und hatten genügend Zeit, die Gegend westlich von Berlin zu erkunden und einen ersten Blick auf unseren Wettbewerbsraum zu werfen.
Gegen späten Nachmittag landeten wir auf dem ältesten Flugplatz der Welt und wurden von unserer Helfermannschaft begrüßt, die inzwischen auch sammt Anhängern eingetroffen war.
Pünktlich zum ersten Abend des Otto-Lilienthal-Festes, hatten wir alles verstaut, uns häuslich eingerichtet und konnten bei kühlen Getränken in geselliger Runde den Tag ausklingen lassen.
Den Sonntag verbrachten wir, nach ausgiebigem Ausschlafen, damit, kleinere technische Mängel zu beseitigen und uns, sowie die Maschinen auf das kommende vorzubereiten. Nach der obligatorischen Dokumentenkontrolle durch die Wettbewerbsleitung, ging es früh ins Bett, denn ab Montag wurde es ernst…
Um späteren Zeitdruck zu vermeiden, quälten wir uns früh aus den Federn und rüsteten die Flugzeuge noch vor dem Frühstück auf. Nach diesem „Frühsport“ und der wichtigsten Mahlzeit des Tages, ging es zum Eröffnungsbriefing, wo wir neben flugbetrieblichen Details auch zum ersten Mal sahen, was wir die nächsten Tage so treiben würden. Um möglichst faire Bedingungen für die verschiedenen Flugzeugtypen zu schaffen, wurden AATs (Assigned Area Tasks) geflogen, für uns beide fliegerisches Neuland. Bei AATs werden eine Reihe von Wendepunkten mit großen Radien vorgegeben, in denen man seine Wende frei wählt, sprich selbst entscheiden kann, wie weit man diese Kreise „ausfliegt“, um in der jeweils vorgegeben Zeit die weiteste Strecke und den besten Schnitt zu fliegen.
Die erste Tagesaufgabe sollte uns von Stölln nach Zahna, Burg, Rheinsberg und wieder zurück nach Stölln führen. Eine große Aufgabe und eine hohe Mindestflugzeit mit 4,5 Stunden. Die Startaufstellung setzte uns Neulinge auf den ersten und zweiten Startplatz, sodass wir den nachfolgenden Piloten die Thermik zeigen durften…
Nach kurzem Kampf und einer Übung im Bodenturnen, ging es nach Freigabe der Startlinie um 12:36 Uhr Ortszeit bei guter Cumulusentwicklung und Basishöhen um 2300 m endlich los zu unserer ersten Wettbewerbsaufgabe. Noch nicht ganz mit der Natur der AATs und deren taktischen Hintergründen vertraut, machten wir leider den Fehler die ersten Wenden nicht voll auszufliegen und kamen so viel zu früh und pünktlich zur Abschirmung an der letzten Wende an. Mit viel Anstrengung, kämpften wir uns nochmal bis kurz vor die Müritz, aber dieser Haken kostete uns viel Zeit und damit Punkte. Am Ende des Tages, fanden wir uns, bei starker Konkurrenz, im unteren Mittelfeld wieder. Nach schmackhaftem Abendessen, sowie dem obligatorischen kalten Getränk, ging es für uns beide zügig zu Bett. Der Tag hat uns viel Energie gekostet, aber auch die Lust auf mehr geweckt, glücklicherweise lagen noch 4 Wertungstage vor uns.
In dem Stil gingen die nächsten Tage weiter: Aufstehen, Frühstück, Briefing, Flugvorbereitung, Beladen der Flugzeuge, Checken, Fliegen, Flugzeuge waschen, Abendessen, Bett.
Die Wettbewerbsleitung schickte uns kreuz und quer durch Ostdeutschland. Zwischen Rostock, Leipzig, Berlin und dem Harz waren wir unterwegs. Mal kämpften wir uns im Teamflug, dicht an dicht durch unsere Aufgaben, mal eher alleine, jeder für sich.
Das Wetter blieb sehr gut, wenn auch zunehmend blau und stellenweise anspruchsvoll. Jeder Tag brachte neue Hürden und neue Lektionen, manche teurer als andere. Wir hatten beide das Gefühl, sehr viel zu lernen und unsere Durchschnittsgeschwindigkeit stieg um knapp 20 km/h, verglichen mit früheren Flügen.
Unsere „Konkurrenz“ stellte sich als äußerst sympathischer Haufen heraus, schon nach kürzester Zeit herrschte ein zwangloser und fast familiärer Umgang. Wir hatten sehr viel Spaß zusammen und schnell war klar: Hier waren wir nicht zum letzten Mal!
Am letzten Wertungstag, war das gute Wetter dann verbraucht. Zwar begaben wir uns noch leicht optimistisch zur Startaufstellung, aber so geduldig wir auch waren, es gab kein Wetterfenster, das gereicht hätte, um das Feld in die Luft zu bekommen. Also lieber in aller Ruhe die Flugzeuge verstauen, auf die Abreise vorbereiten und den letzten Abend in „geselligem Beisammensein“ genießen, bevor am Sonntag nur noch Zelte abgebaut und die Heimreise angetreten wurde.
Ganz herzlich bedanken wir uns bei allen Helfenden, die dieses Erlebnis möglich gemacht haben, und ganz besonders bei der Wettbewerbsleitung für die hervorragende Organisation.