Ausflug in die Heide

von Lars Hartwig

Als Ullrich Schwarz mich fragte, ob wir zusammen im Duo Discus einen Überlandflug in die Lüneburger Heide unternehmen wollen, musste ich nicht überlegen. Die Chance, meinen bisherigen, eher ausbaufähigen Überlanderfahrungen ein lehrreiches Erlebnis hinzuzufügen, ließ ich mir nicht entgehen.

Da alle sieben Sachen für den Fall der Fälle eh bereitlagen, war das Flugzeug schnell mit allem Notwendigen ausgerüstet: Papiere, Karten, Fotokamera, Verpflegung etc. Kaum in der Luft, wurde der Motor gestartet. Eigentlich nur, um die Aufzeichnung des Fluges zu beginnen. Doch die schon zahlreich vorhandenen noch recht flauschigen Cumulus-Wölkchen waren zwar hübsch anzusehen, aber dafür umso nutzloser. So kam es, dass wir auf dem Weg bis zum Flugplatz Grambeker Heide gleich vier mal auf die freundliche Thermikhilfe der Marke Solo zurückgreifen mussten, die unser Duo Discus dabei hat.

Über den Wäldern der Grambeker Heide waren die Verhältnisse dann wie ausgewechselt. Die dort befindlichen Thermikbärte waren eine Wohltat für das von Selbstzweifeln geplagte Gemüt. Fast schon im Zeitraffer zogen dann links und rechts unseres Flugweges Büchen, Boizenburg, die Elbe und Lüneburg an uns vorbei. Das Vorankommen in der Lüneburger Heide war verglichen mit dem Beginn des Tages der pure Luxus. Schönste Aufreihungen ließen die Auswahl der richtigen Bärte zunehmend einfacher werden. Unter 2m/s wurde links liegen gelassen. Das Erkennen und gezielte Anfliegen der attraktivsten Wolkenstrukturen habe ich auf diesem Wege ideal lernen können.

Als Ullrich mir dann mitteilte, dass auf 10 Uhr Wolfsburg zu sehen sei, merkte ich erst, welche Strecke wir schon hinter uns gebracht haben. Allerdings auch, welche Strecke wir angesichts der späten Startzeit noch vor uns hatten. Immerhin war es schon 15:45 Uhr. Auf dem Rückweg wurde meine Euphorie dann auch ein wenig gedämpft. Nahezu schlagartig waren die schönen Aufreihungen einem diesigen Blau mit vereinzelten Cumulus-Flocken gewichen. Als diese dann auch noch die Eigenart aufwiesen, sich mit schöner Regelmäßigkeit bei Erreichen aufzulösen, hieß es, kleinere Brötchen zu backen.

Bis Lüneburg hatten wir dann unseren Höhenvorrat bis auf nur noch 500m verbraucht. Für das, was uns nördlich der Elbe erwartete, kein brauchbares Polster. Nach gefühlter Ewigkeit und vielen Misserfolgen an sonst zuverlässigen Ablösepunkten wie die in schwarze Folie und Solarpanels eingedeckte Müllhalde gab es dann einen Thermikbart direkt neben dem Schiffshebewerk Scharnebek, der uns noch auf erleichternde 1.400m brachte.

Wie nötig diese Abflughöhe war, zeigte sich nördlich der Elbe. Hier gab es gut 45km nichts als Abgleiten, wodurch fast 1000m Höhe abgebaut wurden. Die Gleitzahl von 46 steht also nicht nur auf dem Papier. Im Nachhinein wäre der Umweg über die Grambeker Wälder sinnvoller gewesen. So jedoch zeigte uns der Endanflugrechner beharrlich -360m Ankunftshöhe an. Ein letztes Mal musste uns deshalb bei Bad Oldesloe der Motor helfen. Um 17:47 kamen wir dann pünktlich zum Flugbetriebsende mit 50m über Positionshöhe in Wahlstedt an. Ein herrlicher Tag ging zu Ende, der mir reichlich Lernstoff für neue Überlanderfahrungen verschafft hat.

Link:http://www.onlinecontest.org/olc-2.0/gliding/flightinfo.html?dsId=2623547

Über der Elbe bei Boizenburg
Blick auf die Lüneburger Altstadt
Der rettende Thermikbart über dem Wald am Schiffshebewerk Scharnebek
Anflug auf den Heimatplatz